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20.09. - 05.11.2004

Datum:
20. Sept. 2004

75 Jahre wiedererrichtete Kölnische Franziskanerprovinz

Jubiläumsausstellung zusammengestellt von der Kölnischen Franziskanerprovinz

20. September - 05. November 2004
plakat

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen:

75 Jahre wiedererrichtete Kölnische Franziskanerprovinz (1929 - 2004) ; eine Ausstellung anläßlich des 75jährigen Jubiläums der Wiedererrichtung der Kölnischen Franziskanerprovinz ; [Diözesan- und Dombibliothek Köln, 20. Sept. bis 5. Nov. 2004] ; 
[Kölnische Franziskanerprovinz von den Heiligen Drei Königen. Konzeption und Gestaltung der Ausstellung: Robert Jauch] ; Köln ; Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, 2004 ; 97 S. : Ill.

>> Titel im Katalog

Zur Geschichte der Kölnischen Franziskanerprovinz

Nach einem ersten gescheiterten Missionsversuch im Jahre 1217 sandte Franziskus auf dem Generalkapitel des Ordens 1221 erneut Mitbrüder (12 Kleriker, 15 Laien) unter Führung des Bruders Caesar von Speyer nach Deutschland aus, die zunächst im süddeutschen Raum Niederlassungen gründeten. Provinzialminister dieser Provinz Teutonia waren nach Caesaar Albert von Pisa, Simon Anglicus, und Johannes von Piano der Carpine.

Schon 1223 war die deutsche Provinz in fünf Kustodien unterteilt. Die Kustodie Köln stand unter der Leitung von Thomas von Celano, dem berühmten Biographen des heiligen Franziskus, und gewann rasch an Bedeutung. 1228 fand das erste Provinzkapitel in Köln statt, 1230 erfolgte die Teilung der Teutonia in eine Sächsische Provinz und eine Provincia Rheni, deren erster Provinzial Otto von der Lombardei wurde.

Von den folgenden Jahren, über deren Geschichte bis heute keine zuverlässigen Angaben möglich sind, kennen wir nur die Namen der Provinzialminister, Adolph und Thomas von Köln, Petrus von Tewkesbury, Konrad von Glehn und Alexander von Münster.

1260 bestand die Kölnische Provinz aus sieben Kustodien (Köln, Trier, Hessen, Westfalen, Holland, Deventer und Brabant) mit 34 Niederlassungen, die bis 1439 um weitere 14 vermehrt wurden. Von einer Blüte der Provinz zeugen Namen wie der des Kölner Professors und Provinzials Heinrich von Werl, Dietrich Coelde, Johannes Brugman und Heinrich Herp.

1418 begann eine aus dem belgisch-französischen Raum kommende Reformbewegung. Sie führte 1517 zur Bildung des Provinzverbands der Observanten. In den Wirren der Reformation wurde der größere Teil der Provinz durch den Einsatz der Kölner Domprediger und Kontroverstheologen und durch das Wirken des Provinzials und späteren Generalkommissars Nikolaus von Herborn zur Katholischen Erneuerung geführt.

1527 wurden auf dem, Provinzkapitel in Leyden Klöster im niederländisch-belgischen Raum als Provincia Germania Inferioris verselbständigt. 100 Jahre später verhalf die Colonia, inzwischen Teil der Rekollektenbewegung „der strengen Observanz”, durch Abtretung von acht Klöstern mit 88 Mitbrüdern der Sächsischen Provinz, die bis auf den letzten Konvent in Halberstadt zusammengeschrumpft war, zum Wiederaufblühen.

1804 wurde in der sog. Säkularisation das Leben der Kölnischen Provinz gewaltsam ausgelöscht, wobei kirchenrechtlich die Provinz weiterhin bestand.

Im Gebiet der ehemaligen Colonia begann die Sächsische Provinz vom Heiligen Kreuz 1853 (Düsseldorf) mit Klosterneugründungen, 1919 folgte die Thüringische Provinz mit Neugründungen in Saarbrücken und 1923 in Hermeskeil, Klöster, die die Saxonia 1925 übernahm.

Nach vorausgehenden vergeblichen Versuchen stellte die Generalleitung des Ordens per Dekret am 17. April 1929 die alte Kölnische Provinz „von den Heiligen drei Königen” wieder her. Zu ihr gehörten die Klöster im Rheinland, im linksrheinischen Rheinhessen und im Saar-gebiet sowie In Exaten (NL) und Moresnet (B).

Die Mission in China mit dem nachmaligen Erzbischof Cyrillus Jarre aus Ahrweiler blieb beiden Provinzen gemeinsam anvertraut.

Der innere und äußere Wiederaufbau der Kölnischen Franziskanerprovinz wurde durch den auf-kommenden Nationalsozialismus und den II. Weltkrieg erschwert. Der notwendige umfangreiche Neuaufbau und die Beseitigung der enormen Kriegsschäden forderte alle Kräfte und ließ die Provinz rasch erstarken.

Nach dem Zwangsende der Chinamission übernahm die Colonia ein neues eigenes Missionsgebiet auf Formosa/Taiwan. Durch Mitbrüder wie Thaddäus Soiron, Marianus Müller, Sophronius Clasen und Kajetan Esser und ihre wissenschaftliche und pastorale Ausstrahlung trug die Provinz zur Erneuerung der franziskanischen Spiritualität wesentlich bei.

1984 erfuhr die Provinz eine Erweiterung ihres Gebietes durch Wiedereingliederung der bayerischen Pfalz. Mit dem II. Vatikanischen Konzil begann auch für die Colonia eine Bewährungszeit, die bis heute spirituell herausfordert immer wieder personelle und strukturelle Neu- und Umorientierungen erforderlich macht.

04.08.2004

Kuppel der Verkündigungskirche in Nazareth

Der Dienst der Franziskaner im Heiligen Land

1229 ließen sich die ersten Franziskaner in Jerusalem nieder, 1342 errichtete Papst Clemens VI. die „Kustodie des Heiligen Landes” der Franziskaner.

Heute leben in der Kustodie über 300 Franziskaner aus mehr als 30 Ländern. Sie wirken an 74 Heiligtümern, fünf Basiliken und 29 Pfarreien, außerdem in Pilgerheimen, Schulen, Altenheimen und Waisenhäusern in Israel/Palästina, Syrien und Jordanien. In Jerusalem unterhält der Orden eine biblisch-theologische Hochschule, ein christliches Informationszentrum und einen Verlag, in Kairo ein Zentrum für christlich-orientalische Studien. 

Die Franziskaner im Heiligen Land werden in ihrer sozialen und pastoralen Arbeit von ihren Mitbrüder in der ganzen Welt unterstützt. Über 75 Provinzen des Ordens unterhalten dazu ein „Kommissariat des Heiligen Landes”. Die „Kommissare” wecken Interesse und sammeln Spenden für die Christen im „Land des Herrn” und im gesamten Vorderen Orient. Außerdem organisieren und begleiten sie als Seelsorger Pilgerfahrten nach Israel/Palästina.

Von Leben und Geist der wiederbelebten „Colonia” (ab 1929)

Genau 125 Jahre, von 1804 bis 1929, dauerte die Entwicklung, bis das alte Gebiet der Kölnischen Franziskanerprovinz wieder soweit franziskanisch besiedelt war, daß die Wiederbelebung vollzogen werden konnte.

Die zu neuem eigenständigen Leben erwachte Colonia war alles andere als eine organisch gewachsene Einheit, aber die Begeisterung der Mitbrüder, die sich für die Zugehörigkeit zur Provinz von den Heiligen drei Königen entschieden hatten, war eine um so stärkere Kraft, die die innere Einheit der Provinz formte. Rein äußerlich betrachtet, war die Colonia jetzt eine Saxonia in kleinerem Maßstab. Man versuchte zwar, eine eigene kölnische Spiritualität zu entwickeln, aber das entpuppte sich als zu bemüht. In Wirklichkeit ging es um die Bewältigung ernster Probleme der Infrastruktur und der Personalsituation. Der Elan, mit dem man an diese Fragen heranging, wurde durch die Zeit des Nationalsozialismus und des II. Weltkriegs jäh gebremst. Die materiellen Schäden durch Kriegseinwirkung waren beträchtlich, noch schmerzlicher die Verluste an Brüdern. Zu Beginn des Kriegs zählte die Provinz 353 Mitglieder, am Ende waren es 100 Brüder weniger.

In der Folgezeit kamen neue Herausforderungen auf die noch junge Gemeinschaft zu. Die Nachkriegszeit brachte ein materialistisches Wohlstandsdenken hervor. In den 60er Jahren begann die öffentliche Infragestellung der bisher geltenden weithin christlich geprägten Grundwerte und sittlichen Maßstäbe mit ihren Folgen. Das der Kirche zu Hilfe kommende Zweite Vatikanische Konzil weckte neben aller positiven Aufbruchstimmung zum Teil falsche Erwartungen und Reaktionen. Die technischen Errungenschaften begründeten eine Konsumgesellschaft, deren Merkmale neue bindungslose Mobilität und pluralistische Medienorientiertheit wurden. Zugleich entstand aber auch eine größere Sensibilität für Werte, die mit den Stichworten Menschenrechte, Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung des Lebens und der Schöpfung andeutungsweise umschrieben werden können. In dieser Zeit war auch die Entscheidung junger Menschen für das Ordensleben schwerer geworden, aber Gottes Ruf und Gnade blieben nicht aus; unter den ca. 180 Colonen jener Jahre waren viele junge Mitbrüder (heute sind es insgesamt knapp 100 Mitbrüder).

In der Colonia hatte sich in diesen Jahrzehnten ein unverwechselbares Lebensgefühl entwickelt, das unmöglich zu beschreiben, aber um so deutlicher von denen zu erfahren ist, die zu dieser Provinz unter dem Patronat der Heiligen drei Könige gehören. Die Brüder der Provinz haben sich redlich bemüht, ihr franziskanisches Charisma zu leben und zu bezeugen. Trotz vieler Unbilden der Zeit hat die Provinz der Versuchung widerstanden, vorschnell etwas aufzugeben und dem Zeitgeist zu opfern. Die Tradition von Forschung und Lehre im augustinisch-franziskanischen Geist wird nach Auflösung der ordenseigenen Hochschule in Mönchengladbach in der dort verbliebenen Bibliothek „Wissenschaft und Weisheit” und in der „Johannes-Duns-Scotus-Akademie” mit ihren wissenschaftlichen Tagungen und Publikationen fortgeführt. Mit enormer Ausstrahlung bestehen und wirken seit 1968 das Franziskus-Gymnasium mit dem Internat in Vossenack/Eifel als Nachfolger des Kollegs in Exaten/NL und des Schülerheims in Euskirchen. Eine große Stütze der pastoralen und pädagogischen Aufgaben der Provinz ist seit 1987 die „Franziskus-Stiftung — Franziskanisches Jugendwerk”. Wenn die Colonia auch nicht unbedingt missionsorientiert ist, wirkte sie in China, später wieder in Taiwan, im Heiligen Land und in Brasilien und Afrika; die Missionszentrale der deutschsprachigen Franziskaner hat ab 1967 in Godesberg im Gebiet der Colonia ihren Sitz. Schwestern- und Wallfahrtsseelsorge blieben feste Teile der Arbeit der Mitbrüder, daneben auch Randgruppenarbeit. Die brüderliche Sorge um die alten und kranken Mitbrüder gewann nach anderen Stationen 1983 im Kloster Mönchengladbach Gestalt. In den Jahren seit 1929 mußte eine Reihe Klöster wieder aufgegeben werden, einige neue kamen hinzu, z. B. zuletzt 1992 der Konvent in Köln-Vingst, in der Stadt, der die Colonia ihren Namen verdankt.

[unter Verwendung der Ausführungen von P.Dr. Ludger Thier beim Festvortrag im Maternushaus, Köln, am 8.1.1989]

Franziskus von Assisi / Lebensdaten

1181/ 1182 geboren als Giovanni Bernardone zu Assisi
1202 bis 1203 Teilnahme am Krieg zwischen Perugia und Assisi; Gefangenschaft in Perugia, Krankheit
1205 Zug nach Apulien; Umkehr in Spoleto
1206 Bruch mit dem Vater; dramatische Szene vor dem Bischofspapalast: Franziskus zieht sich nackt aus und dokumentiert seine radikale Hinwendung zur Armut
1209 von der Aussendung der Apostel in Portiunkula; die ersten Brüder sammeln sich um Franziskus
1210 (1209) Mündliche Bestätigung der Urregel der „Minderen Brüder” in Rom durch Papst Innozenz III.
1217 Pfingstkapitel bei Portiunkula; Aussendung der Brüder in alle Welt und Einteilung des Ordens in Provinzen
1218 Reise nach Ägypten und in den Orient; Predigt vor Kreuzfahrern und dem Sultan
1220 Franziskus bei Papst Honorius III. in Viterbo; Einführung des Noviziats
1221 Pf ingstkapitel bei Portiunkula; Mission nach Deutschland
1223 am 29. September Bestätigung der Ordensregel durch Papst Honorius III.; mittlerweile fast 4000 Brüder
1224 Stigmatisation auf dem Berg Alverna
1225 Krank und fast blind dichtet Franziskus den Sonnengesang, den Lobpreis auf Gottes Schöpfung
1226 am 3. Oktober abends stirbt Franziskus
1228  am 16. Juli Heiligsprechung in Assisi
1230 am 25. Mai Beisetzung in San Francesco